Billa und Rewe rufen Selchfleischknödel wegen metallischer Fremdkörper zurück
Am 8. November 2024 um 13:05 Uhr hat BILLA Österreich GmbH, Österreichs zweitgrößte Supermarktkette mit Sitz in Wien, gemeinsam mit REWE Austria GmbH einen vorsorglichen Rückruf von Clever Selchfleischknödeln angekündigt. Der Grund: In einzelnen Packungen könnten metallische Fremdkörper enthalten sein – ein Risiko, das Verletzungen beim Essen nicht ausschließt. Betroffen sind nur die 1.000-Gramm-Packungen mit Mindesthaltbarkeitsdatum 09/2025 und Batch-Nummer L4393. Über 12.850 Einheiten wurden seit dem 15. Oktober in ganz Österreich verteilt, rund 8.200 davon bereits verkauft. Die Austrian Agency for Health and Food Safety (AGES) bestätigte den Rückruf offiziell – und zwar mit der klaren Warnung: „Ein mögliches Verletzungsrisiko kann nicht ausgeschlossen werden.“
Warum gerade diese Knödel?
Die betroffenen Clever Selchfleischknödel stammen aus einer Produktion in Oberösterreich, die in der 43. Kalenderwoche 2024 stattfand. Die genaue Fabrik bleibt anonym – typisch für Private-Label-Produkte, die von Großhändlern für Supermärkte hergestellt werden. Billa und Rewe verkaufen sie unter dem gleichen Markennamen, obwohl sie unterschiedliche Filialnetze haben. Billa betreibt über 1.000 Filialen, Rewe etwa 400 – beide gehören zum deutschen REWE-Konzern. Der Rückruf ist also nicht nur eine Billa-Entscheidung, sondern eine branchenweite Maßnahme. Die Verein für Konsumenteninformation (VKI) in Wien, Österreichs führende Verbraucherschutzorganisation, hat den Fall öffentlich gemacht, weil er typisch für eine wachsende Problematik ist: „In den letzten Jahren steigt die Zahl der Meldungen über Fremdkörper in Lebensmitteln deutlich“, sagt eine VKI-Sprecherin. 2024 wurden bereits 17 Verletzungsanzeigen registriert – obwohl bisher keine mit diesem konkreten Produkt in Verbindung gebracht wurden.Was tun, wenn man die Knödel zu Hause hat?
Konsumenten, die die Packung mit Batch L4393 und MHD 09/2025 im Kühlschrank haben, sollen das Produkt sofort nicht mehr essen. Die Anweisung ist klar: zurückbringen – und zwar in jede Billa- oder Rewe-Filiale. Ohne Quittung. Ohne Fragen. Vollständige Rückerstattung. Das ist nicht nur freundlich, das ist gesetzlich vorgeschrieben. Gemäß §14 des Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetzes müssen Lebensmittel mit physischen Gefahren sofort aus dem Verkehr gezogen werden. Die AGES hat dafür eine 24/7-Hotline eingerichtet: 0800 555 621. Sie läuft bis 31. Dezember 2024. Wer Symptome wie Schmerzen im Mund, Zahnverletzungen oder Magen-Darm-Beschwerden nach dem Verzehr hat, soll sofort die Giftinformationszentrale Wien unter +43 1 406 43 43 anrufen.Wer ist verantwortlich – und warum erst jetzt?
Die Frage, wer genau die Metallteile in die Knödel gelangen ließ, bleibt offen. Die Produktion erfolgte in einem nicht genannten Betrieb in Oberösterreich – vermutlich ein Zulieferer, der auch andere Marken beliefert. Billa selbst produziert nicht, sondern lässt nach eigenen Spezifikationen herstellen. Die Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in Wien hat deshalb eine offizielle Untersuchung unter dem Fallnummer BM-SGK-2024-1108-FK01 eingeleitet. Die ersten Ergebnisse sollen bis 15. Dezember vorliegen. Verena Bauer, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Billa, betonte in der Pressemitteilung: „Wir handeln vorsorglich – weil die Sicherheit unserer Kunden oberste Priorität hat.“ Doch viele Verbraucher fragen: Warum erst jetzt? Warum nicht, als die ersten Beschwerden kamen? Die Antwort: Die Kontrolleure von AGES entdeckten die Metallspuren erst bei einer Stichprobe am 7. November – und sofort wurde der Rückruf eingeleitet. Es gab keine vorherigen Meldungen von Kunden – das macht den Fall besonders beunruhigend.Was bedeutet das für andere Lebensmittel?
Dies ist der dritte Lebensmittelrückruf in Österreich im November 2024 – nach gefrorenen Beeren von Spar und Säuglingsnahrung von Hero. Aber er ist der erste, bei dem physische Fremdkörper in einem Fleischprodukt gefunden wurden. Bisher waren es meist Plastikteile, Holzsplitter oder Glas – aber Metall? Das ist eine andere Dimension. Metallteile können aus Maschinenbruch, Schrauben, Werkzeugen oder defekten Sieben stammen. Sie sind härter, scharfer, gefährlicher. Die Arbeiterkammer Österreich in Wien hat in ihrem jährlichen Bericht aufgezeigt, dass 42 % aller Lebensmittelvergiftungen 2024 auf Fremdkörper zurückgingen – und nicht auf Bakterien. Das ist ein alarmierender Trend. Experten warnen: Mit der Zunahme von Automatisierung in der Lebensmittelproduktion steigt auch das Risiko von technischen Fehlfunktionen. Werden Maschinen nicht regelmäßig gewartet? Werden Kontrollen zu oberflächlich? Diese Fragen bleiben jetzt offen.Was kommt als Nächstes?
Die AGES wird den Rückruf bis zum Ablauf des MHD am 30. September 2025 weiterhin über ihre Website und den VKI-Rückrufportal (vki.at/rueckruf) aktualisieren. Billa und Rewe haben ihre Kunden per E-Mail und in den Filialen informiert – aber viele ältere Menschen kaufen noch immer bar und bekommen keine Benachrichtigung. Hier könnte die Politik nachbessern. Die EU plant für 2025 eine neue Verordnung, die Rückrufe schneller und transparenter machen soll. Österreich könnte damit Vorreiter werden – oder weiter hinterherhinken. Bis dahin bleibt ein einfacher Rat: Prüfen Sie Ihre Tiefkühltruhe. Und wenn Sie unsicher sind – werfen Sie es nicht weg. Bringen Sie es zurück.Frequently Asked Questions
Welche Produkte sind genau betroffen?
Betroffen sind nur 1.000-Gramm-Packungen von Clever Selchfleischknödeln mit Mindesthaltbarkeitsdatum 09/2025 und Batch-Nummer L4393. Alle anderen Chargen, kleinere Packungen oder andere Clever-Produkte sind nicht betroffen. Die Verpackung trägt den Barcode 4030117000302. Wer unsicher ist, sollte das Produkt nicht essen und es zurückschicken.
Kann ich das Produkt einfach wegwerfen?
Nein. Selbst wenn Sie es nicht mehr essen wollen, bringen Sie es in eine Billa- oder Rewe-Filiale zurück. Nur so kann sichergestellt werden, dass die betroffenen Produkte wirklich aus dem Umlauf genommen werden. Außerdem erhalten Sie eine volle Rückerstattung – auch ohne Quittung. Wegwerfen wäre ineffektiv und könnte andere gefährden, wenn das Produkt in der Mülltonne auffindbar bleibt.
Gibt es bereits Verletzungen durch dieses Produkt?
Bislang wurden keine Verletzungen oder Beschwerden mit diesen Knödeln in Verbindung gebracht. Allerdings hat die AGES 17 Meldungen über Fremdkörper in Lebensmitteln im Jahr 2024 registriert – darunter Zähne, Knochen oder Metallteile. Die Gefahr ist real, auch wenn kein Fall bekannt ist. Deshalb ist der Rückruf vorsorglich – und richtig.
Warum werden solche Rückrufe nicht schneller bekannt?
Weil die Kontrolleure erst bei Stichproben oder Laboranalysen die Fremdkörper entdecken – nicht, weil Kunden sie melden. In diesem Fall wurde das Metall erst am 7. November in einer Zufallsprobe gefunden. Danach dauerte es nur Stunden, bis der Rückruf ausgelöst wurde. Schneller geht es nicht, wenn die Systeme korrekt funktionieren. Die Kritik richtet sich eher an die Hersteller, die nicht vorher die Kontrollen verschärft haben.
Wie kann ich verhindern, dass ich solche Produkte kaufe?
Sie können nicht vollständig verhindern, aber Sie können aufmerksam sein. Prüfen Sie bei Tiefkühlprodukten immer das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Chargennummer. Nutzen Sie die VKI-Rückruf-Website (vki.at/rueckruf) vor dem Einkauf. Und: Kaufen Sie lieber Markenprodukte als Private Label, wenn Sie unsicher sind – sie unterliegen oft strengeren Kontrollen. Aber: Auch Markenprodukte können Rückrufe erleben. Deshalb bleibt Wachsamkeit wichtig.
Was passiert mit den zurückgebrachten Knödeln?
Die zurückgebrachten Packungen werden gesammelt und unter Aufsicht der AGES vernichtet – meist durch thermische Behandlung, um sicherzustellen, dass sie nicht erneut in den Handel gelangen. Die Kosten trägt der Hersteller, nicht der Supermarkt. Billa und Rewe haben versichert, dass sie keine weiteren Produkte dieser Charge im Lager haben – alle wurden bereits zurückgezogen.